Nachfolgendes Album: Wir wachsen zusammen – Vorhergehendes Album: Farben
Veröffentlicht: September 2015
„Im Licht der Liebe spiegelt sich die Welt“, verkündet Mara Kayser auf ihrer neuen CD, auf der die erfolgreiche Schlagersängerin die ganze Bandbreite der modernen Pop-Musik nutzt und wieder eine imposante Weiterentwicklung demonstriert. Das belegt schon der Titelsong »Alles atmet Liebe«, der mit Synthi-Sounds überrascht und eine wunderbare Botschaft übermittelt, für die Wolfgang G. Herrmann sphärische Klänge kreiert hat. „Als ich den Titel hörte, war klar, dass er von mir gesungen werden möchte“ sagt Mara Kayser, „einfach weil diese Worte mein Herz berühren“. Und so wurde als Textdichter Michael Humboldt ins Team geholt.
Die Melodien von Wolfgang G, Herrmann haben tausend Facetten und doch alle einen markanten Zauber, an denen man sie gleich erkennt. Das bewundert Mara Kayser an diesem grandiosen Musiker vom Tegernsee, mit dem sie in langer und intensiver Zusammenarbeit bereits ihr fünftes und bislang stärkstes Album eingespielt hat. Dabei hat sich die erfolgreiche Schlagersängerin aus dem Saarland im Zusammenspiel mit ihrem Komponisten und Produzenten zu einer außergewöhnlichen Textdichterin entwickelt, die längst auch für andere Künstler erfolgreich schreibt. So stammen fast alle Titel ihrer neuen CD wieder aus der eigenen Feder und belegen ihre Kunst, Alltagssprache, Poesie und oft auch Ironie in einen harmonischen Einklang zu bringen. Immer glänzen Mara Kaysers Geschichten mit originellen Drehungen und Wendungen, die auch das Stück »Warum gerade ich« zu einem hitverdächtigen Popsong machen. Diesmal entpuppt sich die leidenschaftliche Liebesgeschichte, die sich in den Strophen entwickelt, im Refrain als verbotene Romanze, weil die Liebenden vor verschlossenen Türen stehen und sie nur in ihren Träumen öffnen können. Jede Glückssekunde ist gestohlen, und doch kann keiner der Versuchung widerstehen.
Radio- und Fernsehpotenzial hat auch »Sag ihm«, der melancholische Gruß einer Frau an den Ex, von dem sie sich befreien will. Zwar suggerieren Kopf und Verstand Stärke und neuen Lebensmut, doch im Herzen tut es natürlich immer noch weh. Das Lied besticht mit einem starken Refrain, den auch den Titel »Morgen wie diese« auszeichnet. Hier lodert die verträumte Hoffnung, dass nach der ersten gemeinsamen Nacht das ganze Leben neu beginnen könnte, während das Glück vielleicht doch einer anderen Wahrheit entflohen ist. Man muss immer gut aufpassen bei den Pointen von Mara Kayser.
Wie sie einen Verehrer loswerden könnte?, rätselt sie frech und satirisch in der Rock’n Roll-angehauchten Lebenslust von »Perfekt«. Diesen Kerl, der ihr Sex-Appeal für wichtiger hält als alle Schwächen, versucht sie, im frechen Shuffle-Sound abzuwimmeln. Und am Ende, und das ist besonders originell, findet sie die Lösung bei Gitte Haenning.
Ähnlich draufgängerisch ist »Bessere Schuhe« konstruiert, eine ironische Geschichte, in der sie den umtriebigen Partner einer Wasserblonden mit goldenem Glanz überlasst und stolz und selbstbewusst folgert: »Ich lerne mal wieder dazu.«
Mehr Schein als Sein verkörpert wohl auch der Supermann, der in dem starken Titel „Wenn es dich nicht gäb“ aufs Korn genommen wird, wobei Mara Kayser für diese Konstellation schon einen Vorschlag parat hat. „Man müsste dich erfinden.“
Wenn der Alltag Fernweh hat, dann wünscht er sich »Sommerfeeling«, ein Schlager voller Leichtigkeit, in dem textlich und musikalisch einfach nur die Sonne scheint.
Dass der Krieg der lauten Welt oft eine Sehnsucht nach Stille entfacht, übermittelt der hitverdächtige Titel »Mitten ins Herz«, in dem die Liebenden sich schon verstehen, wenn sie miteinander schweigen. Auch hier ist das Glück von Sängerin und Autoren spürbar, die eine tiefsinnige Botschaft mit einer wunderschönen Melodie vereint haben. »Das ist es was ich vermiss« ist eine Verlust-Geschichte, eine rückwärtsgewandte Sehnsucht nach seiner Art und dem verwegenen Lachen, das verloren gegangen ist. Ein traurig-schöner Song, der aber immer auch Hoffnung und Trost hinterlässt.
Bedrückender ist die Einsamkeit zu zweit, die die Ballade »Ich werde gehn« prägt, in der es um eine eingeschlafene Liebe geht, in der die Gewohnheit zur Lebenslüge geworden ist. Doch die Drohung, irgendwann alles aufzugeben, ist ja nur ein Hilfeschrei, der alles wieder ändern könnte. Denn die Träume gibt Mara Kayser niemals verloren auf ihrer neuen CD, die jedem Takt den Atem der Liebe schenkt.